Mittwoch, 20. Januar 2016
Just another mancíc Tuesday
Ein ausgezeichnet beschissener Tag. Das Paradoxe daran ist mir sowohl bewusst als auch gewollt. Das ist das Motto des heutigen Tages. Die Great Lake Swimmers paaren sich mit Norman Mailers Harte Männer tanzen nicht. Manchmal bilden zunächst seltsam wirkende Kombinationen ein perfektes Ganzes. Das kann bei Büchern und Musik so sein oder bei Menschen.
Die meiste Zeit meines Lebens mochte ich Menschen nicht besonders. Irgendwie scheint Ablehnung aber tatsächlich ein „Aphrodisiakum“ zu sein, denn obwohl ich aus meiner Feindseligkeit nie einen Hehl machte (die meisten meiner heutigen Freunde mochten mich auf den ersten Blick entweder nicht oder hatten sogar Angst vor mir), mochten mich doch immer die beliebten Leute. Zu keinem von denen hab ich heute noch Kontakt. Ich würde mich nicht unbedingt asozial oder gar misanthropisch nennen, aber heutzutage hält sich doch echt jeder für etwas Besonderes, möchte sein Potential ausschöpfen, Reisen machen, die noch kein anderer gemacht hat, vielfältig in Interessen und Können sein. Ich kann im Grunde nichts, bin nicht viel gereist, sehe in mir kein bisher unerkanntes Potential. Und doch lege ich eine (sehr private) Arroganz an den Tag, die durch nichts anderes begründet werden kann, als die 20er. Wenn Menschen mir erzählen, was sie alles von der Welt gesehen haben, wen sie getroffen, wie viele Freunde oder welche tolle Veranstaltung sie am Wochenende besucht haben, kann ich zurzeit nur mit einer wachsenden sexuellen Erregung trumpfen, die das Pensum der meisten Leute in meinem Umfeld bei weitem übersteigt – welch ein Armutszeugnis! Aus einer 5-jährigen Beziehung kommend, erforsche ich das SOLO. Und ehrlich gesagt, verstehe ich den Hang zu einem neben einem auf der Couch hockenden, schweigenden Gegenstück nicht mehr ganz. Klar, Beziehungen sind schon toll. Man liegt sich ständig in den Armen, es fliegen Schmetterlinge in den unwahrscheinlichsten anatomischen Gegenden und selbst der langweiligste TV-Sonntag hat seinen Reiz – am Anfang. Was darauf folgt, ist Routine. Nicht zu unterschätzen, sicher. Aber braucht es tatsächlich einen anderen Menschen, um sich ganz fühlen zu können? Ich komme immer mehr zu der Überzeugung (aber traut meiner Verbitterung über vergangene Jahre nicht), dass, wer sich nur mit einem ANDEREN wohl fühlt, sich selbst noch nicht kennt. Ich schaffe es irgendwie nicht auszudrücken, was ich eigentlich sagen möchte. Neuer Versuch: Lässt man mal den ganzen esoterischen Humbug beiseite, liegt doch ein Funke Wahrheit darin, dass man sich selbst leiden können sollte, bevor man das von einem anderen erwarten kann, oder? Ich habe viel Zeit damit zugebracht zu versuchen einen anderen Menschen besser zu verstehen, als mich selbst. Hab zu wenig in mich hinein gehorcht. Und siehe da, heute hab ich mir einiges zu sagen. Zum Beispiel, das ist mein neuester Aufhänger: Wenn die Menschen über das in ihnen liegende Potential reden, sehe ich das Potential des Lebens. Es lässt sich nicht gut abstürzen, wenn man sich aufgefangen fühlt. Und das Aufstehen ist dann auch kein Kampf. Ich möchte nicht so tun, als hätte ich bisher große Abstürze erlebt. Ich erwarte sie aber jeden Tag. Und das kann schon ziemlich scheiße sein. Gestern, zum Beispiel, könnte, was als heldenmäßiger Flirt (das ist eigentlich schon zu viel gesagt) begann, zu einer unerwünschten Vermischung von DNA geführt haben. Schon das zweite Mal innerhalb eines Monats. Das ist zwar nicht unbedingt lustig, aber es zwingt einen über sich selbst nachzudenken.
Worum es mir eigentlich geht, ist der wachsende Eindruck, dass mehr Romantik im Alleinsein liegt, als in der klassischen Romanze. Kaputt zu sein – naja, wer ist das nicht? – hat für die meisten keinen persönlichen Reiz. Man möchte nur möglichst schnell wieder geheilt sein von der Einsamkeit, der Traurigkeit, der Demütigung, überhaupt allein sein zu müssen. Ich hingegen denke: Ich werde aus meiner eigenen Scheiße wiederauferstehen und vielleicht komme ich ja besser zurück, als ich vorher war? Zumindest könnte ich für diese Denkweise Referenzen aufführen.

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Dienstag, 19. Januar 2016
Ein Abend mit Bukowski
Ich hab ehrlich gesagt wirklich keine Ahnung von Blogs oder Bloggern. Hab nie einen gelesen, selten einen getroffen. Vor ein paar Tagen habe ich Bukowskis „Den Göttern kommt das große Kotzen“ verschlungen und danach lag ich schlaflos im Bett. Immer wieder hörte ich mich seine Worte wiederholen (die natürlich nicht seine Worte waren, denn als Fremdsprachenfauler lese ich nur Übersetzungen). Doch der Sinn blieb, davon gehe ich aus, wohl dabei derselbe. Bukowskis Tagebucheinträge sind eine ständige Wiederholung: Rennbahn, trinken, rauchen, sterben und die Überwindung seiner exzessiven Vergangenheit, dazwischen tauchen seine Frau, seine neun Katzen und die Vorteile des Computers gegenüber der Schreibmaschine auf, wie um dem Durchschnittsleser zumindest kleine Anhaltspunkte eines nachvollziehbaren (realen) Lebens zu geben. Und wieder von vorne. Worauf ich hinaus will, und was mir quasi die Sicherung rausgeschossen hat, ist eine bestimmte Formulierung, eigentlich alles, was er über das Schreiben zu sagen hatte, aber dieser eine Gedanke…: Wörter sind nichts Kostbares, sondern eine Notwendigkeit. So in etwa. Ich denke, was er damit sagen wollte, ist, dass er schreiben musste, weil er etwas zu sagen hatte. Dabei spielte es keine Rolle, ob das, was er schrieb (oder zu sagen hatte) für irgendjemanden irgendeine Relevanz hatte. Es musste einfach raus. Dieses Gefühl kann ich gut nachvollziehen. Ehrlich, ich gehe nicht davon aus, dass es jemanden interessiert, was ich hier schreibe, aber schreiben muss ich es dennoch. Ich sehe es als eine Art Aufnahme von Selbstgesprächen, nur dass ich mich nicht selbst reden hören muss. Oder irgendjemand sonst. Kennt ihr das Gefühl, über etwas reden zu wollen, sich für etwas zu begeistern, aber einfach nicht den Mund darüber auf zukriegen, weil man genau weiß, dass niemand, dem du etwas von deiner Begeisterung (oder Wut, Angst, Melancholie usw.) erzählen könntest, verstehen würde, was du eigentlich meinst? So geht es mit ständig. Natürlich könnte man es sich trotzdem von der Seele reden, nur hätte man dabei das ständige Gefühl eine Nervensäge zu sein – und seltsam. Versteht mich nicht falsch, es ist schon gut, seltsam zu sein, aber es ist doch irgendwie enttäuschend, eine Reaktion zu erwarten (im besten Falle eine, die deine eigenen Gefühle in der Sache widerspiegelt) und dann nichts oder nur Unzureichendes zu bekommen (und im schlimmsten Fall dann auch noch zu schmollen, weil das Erhoffte nicht eingetreten ist). Dafür also diese Zeilen. Fürs Erste.

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