Dienstag, 19. Januar 2016
Ein Abend mit Bukowski
luca humbert, 01:37h
Ich hab ehrlich gesagt wirklich keine Ahnung von Blogs oder Bloggern. Hab nie einen gelesen, selten einen getroffen. Vor ein paar Tagen habe ich Bukowskis „Den Göttern kommt das große Kotzen“ verschlungen und danach lag ich schlaflos im Bett. Immer wieder hörte ich mich seine Worte wiederholen (die natürlich nicht seine Worte waren, denn als Fremdsprachenfauler lese ich nur Übersetzungen). Doch der Sinn blieb, davon gehe ich aus, wohl dabei derselbe. Bukowskis Tagebucheinträge sind eine ständige Wiederholung: Rennbahn, trinken, rauchen, sterben und die Überwindung seiner exzessiven Vergangenheit, dazwischen tauchen seine Frau, seine neun Katzen und die Vorteile des Computers gegenüber der Schreibmaschine auf, wie um dem Durchschnittsleser zumindest kleine Anhaltspunkte eines nachvollziehbaren (realen) Lebens zu geben. Und wieder von vorne. Worauf ich hinaus will, und was mir quasi die Sicherung rausgeschossen hat, ist eine bestimmte Formulierung, eigentlich alles, was er über das Schreiben zu sagen hatte, aber dieser eine Gedanke…: Wörter sind nichts Kostbares, sondern eine Notwendigkeit. So in etwa. Ich denke, was er damit sagen wollte, ist, dass er schreiben musste, weil er etwas zu sagen hatte. Dabei spielte es keine Rolle, ob das, was er schrieb (oder zu sagen hatte) für irgendjemanden irgendeine Relevanz hatte. Es musste einfach raus. Dieses Gefühl kann ich gut nachvollziehen. Ehrlich, ich gehe nicht davon aus, dass es jemanden interessiert, was ich hier schreibe, aber schreiben muss ich es dennoch. Ich sehe es als eine Art Aufnahme von Selbstgesprächen, nur dass ich mich nicht selbst reden hören muss. Oder irgendjemand sonst. Kennt ihr das Gefühl, über etwas reden zu wollen, sich für etwas zu begeistern, aber einfach nicht den Mund darüber auf zukriegen, weil man genau weiß, dass niemand, dem du etwas von deiner Begeisterung (oder Wut, Angst, Melancholie usw.) erzählen könntest, verstehen würde, was du eigentlich meinst? So geht es mit ständig. Natürlich könnte man es sich trotzdem von der Seele reden, nur hätte man dabei das ständige Gefühl eine Nervensäge zu sein – und seltsam. Versteht mich nicht falsch, es ist schon gut, seltsam zu sein, aber es ist doch irgendwie enttäuschend, eine Reaktion zu erwarten (im besten Falle eine, die deine eigenen Gefühle in der Sache widerspiegelt) und dann nichts oder nur Unzureichendes zu bekommen (und im schlimmsten Fall dann auch noch zu schmollen, weil das Erhoffte nicht eingetreten ist). Dafür also diese Zeilen. Fürs Erste.
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